Ein Interview mit Jens-Uwe Bartolomäus
von darp-records

04.01.2004

 

Wer ist Jens-Uwe Bartholomäus und wie kamen Sie zur Produktion der Hörspiele von "Ein Fall für Freunde"?

Der erste Teil der Frage könnte ein paar Zeilen länger dauern. Ich bin seit 28 Jahren Musiker, seit 15 Jahren Musikproduzent und habe seit 1999 ein eigenes Label (darp-records). Hörspiele sind für mich schon immer ein Bereich gewesen, in dem ich mich sehr wohl gefühlt habe, als Musiker und als Produzent. 1995 produzierte ich ein
"Science-Fiction-Abenteuer" in Form einer Musik-CD. Ich habe mich damals mit diesem Projekt ziemlich zwischen die Stühle gesetzt. Die immer wieder auftauchende Frage war: "Ist das jetzt eine Hörspiel- oder eine Musik-CD"?! Da ich den leider 2002 verstorbenen Erzähler, Sprecher und Schauspieler Hans Paetsch für dieses Projekt als Sprecher gewinnen konnte, hatte ich allerdings einen, sagen wir mal "Nostalgiebonus". Für diese Produktion inszenierte ich dann 1997 eine Multimedia-Show (terry darp) für das Planetarium am Insulaner in Berlin. Diese lief dann dort drei Jahre und wurde später vom Planetarium in Augsburg übernommen. Ungefähr zeitgleich startete die Reihe "Hörspielkino unterm Sternenhimmel" von Radio Eins. Das Planetarium wurde mein zweites "Zuhause".
Mit meinen damaligen Freunden Marie Luise Goerke und Matthias Pusch produzierte ich 2001 ein Hörspiel für den jährlich stattfindenden "Plopp-Wettbewerb" in der Akademie der Künste in Berlin. Das Hörspiel "Eiszeit" kam auf den dritten Platz und wurde von einigen Rundfunkanstalten gesendet.
Bei diesem Wettbewerb wurde auch der Hörverlag München auf uns aufmerksam. Wir gründeten "029 Serotonin" und produzierten einige Kurzhörspiele für den SWR und auch ein Stück für die Artist-Corner hr2. Als wir uns dann mit der einstündigen Hörspielproduktion "Wassersack" beim Prix Europa 2002 als freie Hörspiel-Macher bewarben, glaubten wir nicht im Geringsten an eine Nominierung. Aber, siehe da, wir belegten den 10ten Platz und sind somit auch im Jahrbuch 2002 zu finden. Das beflügelte natürlich und wir überlegten, was wir denn als neues Projekt planen könnten. Der Hörverlag München war interessiert daran, mit uns zusammen zu arbeiten und so schlugen wir ihm eine Hörspielproduktion vor. Das Hörspiel "Der Bericht des Arthur Gordon Pym" von Edgar Allan Poe wurde von Oktober 2002 bis April 2003 von uns produziert und wird im Januar 2004 vom Hörverlag München veröffentlicht.
Nach der Produktion trennte ich mich aus beruflichen und persönlichen Gründen von 029 Serotonin.
Matthias Hanselmann lernte ich 2001 über die Musik, eher gesagt über das Gesangsquintett "Aquabella" kennen. Wir stellten sehr schnell fest, dass wir sehr gut zusammen arbeiten können. Als Matthias das Angebot von Helme Heine bekam, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, diese Produktion mit Ihm zusammen zu machen. Matthias Hanselmann und Helme Heine kennen sich schon länger.

Was hat Sie an der Serie gereizt, um daraus Hörspiele zu machen?

Das Wesentliche daran war, dass wir die ersten zehn Folgen im Sinne von Bearbeitung, Sound, Musik und Sprecherwahl "erfinden" konnten; immer in Absprache mit Helme Heine, aber wir hatten von seiner Seite aus sehr viel Freiraum. Ich fand die Idee sehr reizvoll, ein eigenes "Sound- Mullewapp" zu kreieren. Ein paar Monate vorher hatte ich den Geräuschemacher Max Bauer kennen gelernt und fragte Ihn, ob er nicht Lust hätte, mit mir ein "Eigen-geräuschiges-Mullewapp" zu kreieren. Musikalisch sollte es auch mutiger werden als: "Jetzt hol ich meine Gitarre raus und dann singen wir zusammen". Auch die Bearbeitung war in dieser Form für mich etwas Neues.

Haben Sie zuvor schon Erfahrungen mit Kinderhörspielen gemacht?

Ja, ich habe lange Zeit als Musikpädagoge gearbeitet und u.a. mit Kindern kleine Hörspiele produziert.

Wem würden Sie die Reihe empfehlen?

Kindern ab 3 ½ - 12 Jahren und all denen, die im Kopf noch jung geblieben sind. Ach so, und Eltern natürlich.

Wer hatte die Idee den Autor Helme Heine auch gleichzeitig als Erzähler zu besetzen?

Die Idee kam von Helme selbst, glaube ich, und der Verlag fand das auch sehr gut. Das wirkt natürlich: "Der Autor Helme Heine liest selbst!"
Matthias und ich hatten am Anfang unsere Bedenken, da wir nicht wussten, wie gut Helme Heine als Sprecher ist. Das hat sich aber bald gelegt und ich finde seine Stimme sehr schön für diese Hörspielreihe.

Haben Sie eine Lieblingsfigur unter den Freunden?

Na ja, der Sympathieträger ist wohl Waldemar. Er ist der, dem es nicht peinlich ist, seine kleinen oder großen Schwächen zuzugeben.

Welche Serien werden als Konkurrenz angesehen? Ganz alleine steht man auf dem Markt für Kinderhörspiele ja sicherlich nicht da.

Ich halte "Ein Fall für Freunde" eher für eine echte Bereicherung in dem Kinderhörspiel-Sektor, weniger für eine Konkurrenz.

Gibt es schon Pläne über die fünf bereits erschienenen Folgen hinaus zu produzieren?

Ja, Helme Heine möchte gerne im nächsten Jahr noch sechs weitere Folgen mit uns produzieren. Ob diese dann auch 2004 veröffentlicht werden, kann ich nicht sagen.

War Random House Audio von Anfang an als Vertrieb klar oder gab es andere Kandidaten, die diese Reihe veröffentlichen wollten?

Ich glaube, es gibt einige, die gerne Produktionen von Helme Heine veröffentlicht hätten. Er hat sich letztendlich für Random House Audio entschieden.

Hat die Produktionsfirma Darp Records noch andere Produktionen in Zukunft auf Lager oder konzentriert man sich zunächst auf "Ein Fall für Freunde"?

Zu darp records gehört ja auch noch ein Musik-Label und demnächst steht die Veröffentlichung des Soundtracks von "Edgar Allan Poe - Der Bericht des Arthur Gordon Pym" an. Desweiteren ist ein Sampler mit vielen Musikerfreunden produziert worden und wird im Januar erhältlich sein.
Im Moment schreibe ich gerade die Musik für ein Theaterstück und arbeite an einem neuen Hörspiel. Darüber darf ich allerdings noch nichts erzählen.

Ich bedanke mich für das Interview.

War mir ein Vergnügen!

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