Wer ist Jens-Uwe Bartholomäus und wie
kamen Sie zur Produktion der Hörspiele von "Ein Fall für
Freunde"?
Der erste Teil der Frage könnte ein paar Zeilen länger dauern.
Ich bin seit 28 Jahren Musiker, seit 15 Jahren Musikproduzent und habe
seit 1999 ein eigenes Label (darp-records). Hörspiele sind für
mich schon immer ein Bereich gewesen, in dem ich mich sehr wohl gefühlt
habe, als Musiker und als Produzent. 1995 produzierte ich ein
"Science-Fiction-Abenteuer" in Form einer Musik-CD. Ich habe
mich damals mit diesem Projekt ziemlich zwischen die Stühle gesetzt.
Die immer wieder auftauchende Frage war: "Ist das jetzt eine Hörspiel-
oder eine Musik-CD"?! Da ich den leider 2002 verstorbenen Erzähler,
Sprecher und Schauspieler Hans Paetsch für dieses Projekt als Sprecher
gewinnen konnte, hatte ich allerdings einen, sagen wir mal "Nostalgiebonus".
Für diese Produktion inszenierte ich dann 1997 eine Multimedia-Show
(terry darp) für das Planetarium am Insulaner in Berlin. Diese
lief dann dort drei Jahre und wurde später vom Planetarium in Augsburg
übernommen. Ungefähr zeitgleich startete die Reihe "Hörspielkino
unterm Sternenhimmel" von Radio Eins. Das Planetarium wurde mein
zweites "Zuhause".
Mit meinen damaligen Freunden Marie Luise Goerke und Matthias Pusch
produzierte ich 2001 ein Hörspiel für den jährlich stattfindenden
"Plopp-Wettbewerb" in der Akademie der Künste in Berlin.
Das Hörspiel "Eiszeit" kam auf den dritten Platz und
wurde von einigen Rundfunkanstalten gesendet.
Bei diesem Wettbewerb wurde auch der Hörverlag München auf
uns aufmerksam. Wir gründeten "029 Serotonin" und produzierten
einige Kurzhörspiele für den SWR und auch ein Stück für
die Artist-Corner hr2. Als wir uns dann mit der einstündigen Hörspielproduktion
"Wassersack" beim Prix Europa 2002 als freie Hörspiel-Macher
bewarben, glaubten wir nicht im Geringsten an eine Nominierung. Aber,
siehe da, wir belegten den 10ten Platz und sind somit auch im Jahrbuch
2002 zu finden. Das beflügelte natürlich und wir überlegten,
was wir denn als neues Projekt planen könnten. Der Hörverlag
München war interessiert daran, mit uns zusammen zu arbeiten und
so schlugen wir ihm eine Hörspielproduktion vor. Das Hörspiel
"Der Bericht des Arthur Gordon Pym" von Edgar Allan Poe wurde
von Oktober 2002 bis April 2003 von uns produziert und wird im Januar
2004 vom Hörverlag München veröffentlicht.
Nach der Produktion trennte ich mich aus beruflichen und persönlichen
Gründen von 029 Serotonin.
Matthias Hanselmann lernte ich 2001 über die Musik, eher gesagt
über das Gesangsquintett "Aquabella" kennen. Wir stellten
sehr schnell fest, dass wir sehr gut zusammen arbeiten können.
Als Matthias das Angebot von Helme Heine bekam, fragte er mich, ob ich
nicht Lust hätte, diese Produktion mit Ihm zusammen zu machen.
Matthias Hanselmann und Helme Heine kennen sich schon länger.
Was hat Sie an der Serie gereizt, um daraus
Hörspiele zu machen?
Das Wesentliche daran war, dass wir die ersten zehn Folgen im Sinne
von Bearbeitung, Sound, Musik und Sprecherwahl "erfinden"
konnten; immer in Absprache mit Helme Heine, aber wir hatten von seiner
Seite aus sehr viel Freiraum. Ich fand die Idee sehr reizvoll, ein eigenes
"Sound- Mullewapp" zu kreieren. Ein paar Monate vorher hatte
ich den Geräuschemacher Max Bauer kennen gelernt und fragte Ihn,
ob er nicht Lust hätte, mit mir ein "Eigen-geräuschiges-Mullewapp"
zu kreieren. Musikalisch sollte es auch mutiger werden als: "Jetzt
hol ich meine Gitarre raus und dann singen wir zusammen". Auch
die Bearbeitung war in dieser Form für mich etwas Neues.
Haben Sie zuvor schon Erfahrungen mit Kinderhörspielen
gemacht?
Ja, ich habe lange Zeit als Musikpädagoge gearbeitet und u.a. mit
Kindern kleine Hörspiele produziert.
Wem würden Sie die Reihe empfehlen?
Kindern ab 3 ½ - 12 Jahren und all denen, die im Kopf noch jung
geblieben sind. Ach so, und Eltern natürlich.
Wer hatte die Idee den Autor Helme Heine
auch gleichzeitig als Erzähler zu besetzen?
Die Idee kam von Helme selbst, glaube ich, und der Verlag fand das auch
sehr gut. Das wirkt natürlich: "Der Autor Helme Heine liest
selbst!"
Matthias und ich hatten am Anfang unsere Bedenken, da wir nicht wussten,
wie gut Helme Heine als Sprecher ist. Das hat sich aber bald gelegt
und ich finde seine Stimme sehr schön für diese Hörspielreihe.
Haben Sie eine Lieblingsfigur unter den Freunden?
Na ja, der Sympathieträger ist wohl Waldemar. Er ist der, dem es
nicht peinlich ist, seine kleinen oder großen Schwächen zuzugeben.
Welche Serien werden als Konkurrenz angesehen?
Ganz alleine steht man auf dem Markt für Kinderhörspiele ja
sicherlich nicht da.
Ich halte "Ein Fall für Freunde" eher für eine echte
Bereicherung in dem Kinderhörspiel-Sektor, weniger für eine
Konkurrenz.
Gibt es schon Pläne über die fünf
bereits erschienenen Folgen hinaus zu produzieren?
Ja, Helme Heine möchte gerne im nächsten Jahr noch sechs weitere
Folgen mit uns produzieren. Ob diese dann auch 2004 veröffentlicht
werden, kann ich nicht sagen.
War Random House Audio von Anfang an als
Vertrieb klar oder gab es andere Kandidaten, die diese Reihe veröffentlichen
wollten?
Ich glaube, es gibt einige, die gerne Produktionen von Helme Heine veröffentlicht
hätten. Er hat sich letztendlich für Random House Audio entschieden.
Hat die Produktionsfirma Darp Records noch
andere Produktionen in Zukunft auf Lager oder konzentriert man sich
zunächst auf "Ein Fall für Freunde"?
Zu darp records gehört ja auch noch ein Musik-Label und demnächst
steht die Veröffentlichung des Soundtracks von "Edgar Allan
Poe - Der Bericht des Arthur Gordon Pym" an. Desweiteren ist ein
Sampler mit vielen Musikerfreunden produziert worden und wird im Januar
erhältlich sein.
Im Moment schreibe ich gerade die Musik für ein Theaterstück
und arbeite an einem neuen Hörspiel. Darüber darf ich allerdings
noch nichts erzählen.
Ich bedanke mich für das Interview.
War mir ein Vergnügen!
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