Viele kennen Sie nur als
"Nachbar Paschulke", doch wer ist Helmut Krauss wirklich,
können Sie sich kurz vorstellen?
Ich bin 1941 in Augsburg geboren, schon seit meinem 16.Lebensjahr
Bühnenschauspieler, lebe seit ca. 40 Jahren in Berlin, habe hier
viel Theater gespielt, eigene Theater-Projekte geleitet. Im Fernsehen
erschien ich erstmalig als Zivilfahnder "Django" in der Berliner
Polizeiserie "Direktion City". Danach zahlreiche Fernsehspiele,
zuletzt zu sehen gewesen als Chauffeur Schürmann in dem Film "Goebbels
und Geduldig". Außerdem arbeite ich noch als Coach für
junge Darsteller. Meine neue Liebe gehört dem Musical ("Emil
u. die Detektive" in Berlin und Hamburg, im Sommer als "Doc"
in "West Side Story" auf der Bregenzer Seebühne. ) Ausführliche
Vita auf meiner homepage: helmutkrauss.de
Wie lange sind Sie schon als Synchron- und
Hörspielsprecher tätig?
Radio mache ich schon seit vierzig Jahren in allen Bereichen (Nachrichten,
Literaturlesung, Feature, Hörspiel, Jugendsendungen...), Synchronarbeit
kam dann erst später dazu, dann immerhin gleich in großen
Rollen (siehe homepage)
Macht ihnen die Arbeit immer noch Spaß
wie am ersten Tag oder sogar noch mehr?
Das Schöne am Schauspielerberuf ist, daß man sich immer
wieder neu mit sich selbst, den Rollen und den Mitspielern auseinandersetzen
muß. Das kann also nie langweilig werden. Mit zunehmender Erfahrung
und Sicherheit macht es auch immer mehr Spaß. Natürlich gibt
es auch mal Sachen, die man weniger gern oder nur wegen des Geldes macht.
(Ich pflege dann zu denken: "Hoffentlich sieht's keiner")
Kommt aber immer seltener vor.
Wie empfanden Sie die Arbeit in Sachen "Blackout"?
War die Rolle des Paul Spense interessant und war sie schwer einzusprechen?
Die Arbeit an "Blackout" war sehr angenehm. Alles stimmte:
Text, Studio, Regie, Kollegen... Der Paul Spense schien mir wie auf
den Leib geschrieben, zumindest auf den Punkt besetzt, weil ich viele
solcher Schauspieler spreche, einem gewissen "Trash" im Filmgeschäft
bin ich gar nicht abgeneigt.
Haben Sie das Hörspiel schon in voller
Länge gehört? Wenn ja, wie finden Sie es?
Leider habe ich noch nichts gehört. Während der Produktion
tu ich das nicht gerne, weil man sich selbst nicht mit dem nötigen
Abstand hört. Nur, wenns mal für die Regieanweisungen wirklich
wichtig ist, hör ich mir was an.. Jetzt warte ich gespannt auf
die Endfassung, aber, wie ich mich kenne, laß ich die auch erst
mal liegen, bis ich mich danach fühle...
Was halten Sie von der Thematik von "Blackout"?
Es ist ja nun kein "leichtes" Thema.
Das Thema ist hochbrisant und für mich sehr wichtig. Ich bin
zwar erst in der Nachkriegszeit aufgewachsen, habe aber da noch viel
von der Vergangenheit gespürt. Außerdem war es auch immer
mein Thema in Theater- und Literaturproduktionen. Ich glaube, diese
Vergangenheit ist noch lange nicht aufgearbeitet, jeder trägt was
davon mit sich herum, wie eben auch Paul Spense... Ich habe z.B. meine
Eltern nie kennengelernt, die in dieser Zeit gelebt haben, und bin daher
immer auf der Suche nach Spuren...,
Wie war die Arbeit mit den Kollegen? Kannten
Sie einige schon von vorherigen Arbeiten?
Die Kollegen kannte ich meist nur vom Renomee oder vom Hören,
mit einigen hatte ich schon gearbeitet, so z.B. mit Ulrike Frank auf
der Bühne und im TV. Am schönsten war es mit den älteren
Kollegen. Ich mußte dabei immer daran denken, ob ich im hohen
Alter auch noch so fit und interessant bin, obwohl ich ja auch nicht
mehr der Jüngste bin...
Man hört Sie in letzter Zeit immer häufiger
in diversen Hörspielen, haben Sie sozusagen "Blut geleckt"?
Das stimmt so nicht; ich habe schon unzählige Hörspiele
in allen deutschen Sendern produziert; diese Hörspielszene, wie
sie jetzt entsteht, ist vielleicht neu und dadurch bekannter. Ich finde
diese Entwicklung gut; die Leute haben genug von dem TV-Bilder-Beschuß,
und wollen wieder mehr ihre eigene Phantasie spielen lassen...
Welche Produktionen stehen für Sie demnächst
auf dem Plan?
Ich werde weiter Hörspiele für den WDR und SWR, diese Woche
für das DeutschlandRadio machen, im Mai drehen wir neue Folgen
von Löwenzahn, dazwischen spreche ich, wie jedes Jahr, die Erzähler-CD
für die Karl-May-Festspiele in Segeberg ein, und ab Juni bin ich
dann in Bregenz... Das Synchrongeschäft ist wegen der Kirch-Ereignisse
gerade etwas mager, außerdem kommen meine Schauspieler wegen des
Alters immer weniger vor, naja und das gegenwärtige Schicksal von
Marlon Brando, meinem Lieblingsschauspieler...????
Haben Sie Interesse mal eine feste Rolle
in einer Hörspielreihe zu übernehmen? Welche wäre für
Sie denn interessant?
Kann ich so nicht beantworten, ich mache alles gern. Und eine feste
Rolle bindet einen ja auch.. Ich habe allerdings gerade eine in einer
neuen Kinderserie von KIDDINX angefangen.. Mal sehen...
Wie empfanden Sie die Master of Chess Tour
mit den "Drei Fragezeichen"?
UNBESCHREIBLICH! Es ist toll, daß man mit so einem Format eine
richtige Rock n Roll-Tour starten kann. Volle Säle, begeisterte
Fans und auf der Bühne lauter herrliche Kollegen. Ich kenne Oliver
und Andreas ja schon als Kinderstars, habe mit ihnen auf der Bühne
gestanden und synchronisiert... Ich freue mich schon auf die Tour im
April/Mai, obwohl ich da ein wenig Probleme mit meinen Drehterminen
habe...
Haben Sie noch ein paar abschließende
Worte an die Fans?
Bleibt uns und euch treu! Ich freue mich immer, wenn ich über
eure Ohren in eure Herzen gelangen kann! Und natürlich KEIN KRIEG!
KEIN FASCHISMUS! KEINE WELTHERRSCHAFT FÜR NIEMANDEN! LOVE AND PEACE!
Ich bedanke mich für das Interview.
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