Gabriel Burns Nr. 1 (DVD)
- Der Flüsterer -
(Universal)

Captain Blitz urteilt:

Steven Burns (Bernd Vollbrecht) verdient sich sein Geld als Taxifahrer, da er als Schriftsteller nicht genug einnimmt, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Doch seine Tätigkeit als Taxifahrer reißt ihn in einen Strudel von seltsamen Ereignissen hinab, die sein Leben aufs Unglaublichste hin verändern. Er soll nach einer Rettungsaktion eine Frau (Bianca Krahl) ermordet haben, die er aber retten wollte. Was geht hier vor sich? Man bietet ihm einen Deal an, denn er soll einen Mann (Wolfgang Bahro) finden, der sich in Eden´s Creek aufhalten soll. Die Ereignisse werden immer unheimlicher und seltsamer...wer ist der geheimnissvolle Anrufer, warum hört Burns seinen verstorbenen Bruder Daniel (Max Oscar Schälte) und warum benehmen sich die Einwohner von Eden´s Creek allesamt psychopathisch und seltsam? Steven Burns wünscht sich doch lieber für lange Zeit im Gefängnis gelandet zu sein, denn die Vorgänge in dem kleinen Nest übersteigen seine Vorstellungskraft um Längen!

- Meinung -

Im Vorfeld übertrafen sich Produzent und Label gegenseitig mit immer neuen Superlativen, doch damit wuchs die Skepsis der Fans und die Verantwortlichen machten sich mehr oder weniger lächerlich. Dumm hat man sich aber nicht angestellt, denn die Neugier wuchs und wuchs und nun ist Gabriel Burns da, der neue Stern am Hörspielhimmel?

Raimon Webers Story kann schon mal von vorne bis hinten überzeugen und man liefert ein offenes Ende ab, so sichert man sich die Aufmerksamkeit der Fans und man will sicherlich hören, wie es denn nun weitergehen wird. Man stellt einen Anti-Helden in Form von Steven Burns vor, einem Möchtegern-Schriftsteller und Taxifahrer. Er ist sympathisch, kein unbesiegbarer Supermann mit magischen Waffen, einfach ein ganz normaler Mensch. Dazu bringt man eine große Portion "Verschwörung" rein und zwar mit der Einführung der Charaktere Bakermann und Kramer, die beide undurchsichtig sind und den Hörer rätseln lassen, was es denn mit den beiden auf sich hat. Diese Rätselei zieht sich durch das Hörspiel wie ein roter Faden, dennoch wird kaum etwas erklärt, wer sind die Gegner, für wen arbeitet Steven Burns, warum heisst die Serie "Gabriel Burns" usw. Viele Fragen gilt es zu erklären, die den Hörer aber neugierig gemacht haben und er einfach mehr will! Das Tempo der Folge ist auch ordentlich, nicht zu schnell, nicht zu lahm, man kann alles gut mitverfolgen ohne den Faden zu verlieren. Somit ist die erste Hürde genommen und diese Folge geht in der ersten Disziplin schon mal strahlend hervor, noch stolpert man nicht über die hohe Messlatte, die man sich mit der Pressearbeit selber gelegt hat. Was man übrigens nicht finden wird ist Humor, jedenfalls keine flotten Sprüche, was auch ganz gut so ist, denn dafür sind andere Serien bekannt und wenn man sich gruseln will, dann ist Humor einfach falsch!

Hier wird die Serie erstmalig richtig auf die Probe gestellt, denn im Verlgeich zum direkten Konurrenten John Sinclair fährt man weniger die wahnsinnig bekannten Namen der Berlin Synchronszene auf, man glänzt eher mit Taten statt Worten. Für den erfahrenen Hörspieler sind die Namen dennoch wohlklingend und lassen darauf schliessen, dass man nur die Besten geboten bekommt. In den Hauptrollen hört man Bernd Vollbrecht, Ernst Meincke, Bianca Krahl und Jürgen Kluckert als Erzähler. Was bekommt man geboten? Macht Jürgen Kluckert einen auf "Benjamin Blümchen meets Chuck Norris in hell"? Nicht mal im Ansatz, denn sein Auftritt ist Gold wert, man hat hier den neuen Erzählerstar im Hörspielbereich gefunden, denn selten zuvor hat man eine derartig starke Leistung zu hören bekommen. Er hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck und mit dieser Performance zeichnet er sich als einer der Eckpfeiler dieser Serie aus. Dann wäre da Bernd Vollbrecht, der den sympatischen Anti-Helden Steven Burns hervorragend rüberbringt. So muss sich der Hauptcharakter einer Serie anhören und nicht anders, nicht aufgesetzt, nicht obercool und wie der Macker überhaupt. Man fiebert mit ihm mit, man leidet mit ihm und man kauft ihm seine Rolle ohne jeden Zweifel ab, bravo! Man könnte so fortfahren und jeden Sprecher abfeiern, aber es sollte jetzt schon klar sein, dass hier alles stimmt, Sprecher, Regie und Co. überzeugen über die volle Distanz. Selbst Jasmin "Blümchen" Wagners kurzer Auftritt und die Szenen der Nachwuchssprecher wissen zu gefallen. Bei dem vielen Lob darf man natürlich auch nicht die Regie vergessen, die besser als bei den Sinclairs von WortArt ist und das will doch was heissen. Das Intro wurde vor längerer Zeit schon mit Hans Paetsch aufgenommen und dürfte seine definitiv letzte Rolle überhaupt sein. Es wirkt sehr verträumt und märchenhaft, manchmal auch ein wenig unpassend, dennoch ist es schön Hans Paetsch nochmal hören zu dürfen.

Die Musik ist der nächste Punkt, mit der die Konkurrenz ausgestochen wird, denn hier kommt nichts von irgendwelchen Archiv-CDs, zum Glück. Manuel Rösler hat neben dem schönen Intro auch so viele stimmungsvolle Themen beigesteuert, die der Serie eine tolle Untermalung spendieren. Seine Orchesterstücke stehen schon ein wenig im Gegensatz zu den Klängen von Matthias Günthert und Volker Sassenberg, die moderner sind, technolastiger und nicht ganz so zur düsteren Stimmung beitragen. Man sollte sich verstärkt auf orchestrale Stücke setzen, es hilft der Atmosphäre wesentlich mehr. Was die Effekte betrifft, so hat man sich hier wahnsinnige Mühe gegeben und wer eine entsprechen Anlage vorzuweisen hat, der wird erst richtig in den Genuss des Raumklangs kommen, den die Serie zu bieten hat. Man hat hier wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, um ein akkustisches Feuerwerk aufzubieten.

Was bietet die DVD an Neuerungen? Nun, es wird vollmundig mit Dolby Surround geworben, doch diese DVD kann die Versprechungen in absolut keinster Weise halten, denn der Sound ist kläglich. Da kann man sich fast schon besser die normale CD reinlegen, die über eine Dolby-Anlage genauso gut rüberkommt. Die Abmischung klingt wie ein lauer Upmix und mit viel Wohlwollen kann man den Sound Dolby 5.1 taufen. Daneben gibt es noch PCM Stereo, was aber kaum der Rede wert sein dürfte. Fazit: Da muss schon mehr kommen, wenn man in Sachen Dolby Surround in Zukunft mitreden will. Lübbe hat es mit der ersten Folge von Edgar Allan Poe vorgemacht, doch die Messlatte liegt für Universal (noch?) zu hoch.

Gibt es Bonusmaterial? Ein klares NEIN! Hier wird nichts ausser dem Hörspiel in seiner gescheiterten Abmischung geboten und das ist einfach viel zu wenig. Es gibt somit keinen Kaufanreiz und man kann den Ausflug in die DVD-Welt vorläufig als Flop ansehen. Da wird man bei Universal in Zukunft einiges mehr auffahren müssen, damit der Hörer auch zur DVD greifen wird.

Ein Griff ins Klo, leider. Die DVD bietet keinen Grund, warum man zu ihr, anstatt der CD, greifen sollte und deshalb kann man auch weiterhin die CD für diese Serie als optimales Medium ansehen. Preislich siedelt sich die DVD im Bereich zwischen 10-13 Euro an, was sich angesichts der fehlenden Extras und des schlechten Sounds aber als überteuert erweist. Da muss mehr kommen und zwar gewaltig mehr!

Die Links:
Universal

Die Serie:
Gabriel Burns

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