Leon de Winter
- Leo Kaplan -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Eigentlich hat Leo Kaplan (Axel Milberg) alles im Leben, was man sich nur wünschen kann. Er ist reich, er ist recht attraktiv, hat Erfolg, eine schöne Ehefrau, dennoch kann er nie an sich halten und leistet sich einen Seitensprung nach dem anderen. Doch er setzt damit nicht nur seine Ehe, sondern auch auch seine Karriere aufs Spiel, denn ihm schwindet die Kreativität. Als er dann eines Tages seine große Jugendliebe wiedertrifft, dämmert ihm so langsam die Erkenntnis und er überdenkt sein Handeln...

- Meinung -

Dieses Buch ist eines der frühen Werke Leon de Winters, was man der Geschichte an sich aber kaum anhört, im Gegenteil, es besticht durch eine erzählerische Raffinesse, einem gezielten Einsatz von Humor, ohne aber die ernsthaften Momente, von denen es einige gibt, unter den Teppich kehren zu wollen. Es geht hier nicht darum, eine witzige Geschichte über den Juden Leo Kaplan zu erzählen, der sich durch diverse Betten kämpft, nur um das Publikum zu unterhalten, Es steckt deutlich mehr dahinter, nämlich ein immenser Facettenreichtum, Kaplan fängt nach Jahren des Spaßes an zu überlegen, ob er die richtigen Entscheidungen getroffen hat, welche Auswirkungen seine Handlungen auf andere haben und hatten und wie es nun weitergehen soll. Ein spannendes Leben, keine Frage und von der üppigen Spielzeit von ca. 264 Minuten merkt man kaum etwas, was wiederum für den Unterhaltungsfaktor und eine gewisse Spannung spricht, die diese Geschichte mit sich bringt. Inhaltlich und von der Bearbeitung her eine tolle Sache, die erstklassig transportiert wird.

Was nicht nur an der Bearbeitung liegt, sondern auch an der hervorragenden Sprecherriege, die Regisseur Leonhard Koppelmann ins Studio geholt hat. Zunächst hatte ich meine Probleme mit Axel Milbergs Stimme, da man ihm nicht unbedingt einen jungen Leo Kaplan abkauft, auch wenn er jugendliche, freche Klangfarben besitzt, dennoch klingt er natürlich deutlich über 30, keine Frage. Mit fortschreitendem Alter des Charakters ist das dann auch kein Problem und ich tat mich nur anfänglich damit schwer, die Leistung an sich ist jedenfalls stets grandios, typisch Milberg halt. Ihm stehen weitere bekannte Sprecherinnen und Sprecher zur Seite, die Erzählerfunktion teilen sich Hannelore Elsner und Peter Fricke, also absolute Vollprofis und tolle Stimmen, die die Geschichte etwas gesetzter wirken lassen und überlegt durch die Handlung führen. Stimmlich passt es hier im Prinzip sowieso in der Gänze, da muss man sich keine Gedanken machen, da geht es eigentlich nur noch um das "namedropping", die Leistungen sind unter Koppelmanns Regie nämlich gar kein Problem. Rosemarie Fendel, Laura Maire, Jan-Gregor Kremp, Ernst-August Schepmann, Michael Habeck und weitere runden das sehr positive Bild gekonnt ab. Besonders über Habecks Einsatz musste ich herzhaft lachen, wenn er seinen Sohn Leo Kaplan zurechtstutzen will, wenn es um den jüdischen Glauben geht, einfach herrlich gespielt und gesprochen.

Henrik Albrecht ist für die Musik verantwortlich und er ist einfach ein Könner wie er im Buche steht, einer der besten Musiker in Sachen Hörspiel, keine Frage. Das beweist er auch diesmal wieder eindrucksvoll, denn man ist unmittelbar im Geschehen, es ertönen direkt zu Anfang stimmungsvolle Klänge, die die Hörerschaft sofort auf die Reise durch Leo Kaplans Leben mitnehmen. So facettenreich wie die Geschichte ist dementsprechend auch die gesamte Untermalung, hier zieht Albrecht einmal mehr alle Register. Dazu die passenden Geräusche, die jede Szene vollends abrunden, eine schöne Sache.

Das Leben eines jüdischen Schriftstellers, dem die Betten und Frauen dieser Welt nicht fremd sind, der den ganz eigenen Sinn des Lebens sucht und zur Ruhe kommen möchte. Schön und äußerst kurzweilig erzählt, sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt, eine tolle Arbeit von Leonhard Koppelmann, seiner Sprecherriege und Musiker Henrik Albrecht.

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Der Hörverlag

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