Die Chronik der Drachenlanze Nr. 1
- Drachenzwielicht -
(Holysoft)

Captain Blitz urteilt:

In Solace treffen sich sechs Abenteurer, die unterschiedlicher nicht sein können. Nicht immer können sich die Mitglieder der Gruppe riechen, aber dennoch halten sie zusammen, denn sie haben einen gemeinsamen Feind. Es geht gegen die Drakonier, gefährliche Drachenwesen, die sich in Solace ausbreiten. Werden die Freunde es schaffen und die Drakonier zurücktreiben können oder sind sie chancenlos gegen diese Übermacht?

- Meinung -

Das legendäre Pen & Paper Rollenspiel "Dragonlance" hat es nun also auch in die Hörspielwelt geschafft. Holysoft hat sich die Rechte daran gesichert und adaptiert nun nach und nach die Romane. Die Idee gefällt mir gut, die Umsetzung leider nur halbwegs, was mehrere Gründe hat. Die 150 Minuten Spielzeit haben sich für meinen Geschmack ziemlich gezogen, was nicht an der Spielzeit als solche gelegen hat, sondern an der meiner Meinung nach kaum vorhandenen Dramaturgie. Mag sein, dass eine Party (Abenteurergruppe) von Ort A zu Ort B marschiert und unterwegs etwas erlebt, Missionen erledigt, Kämpfe übersteht und einiges mehr, aber das kann man nicht so einfach 1:1 in ein Hörspiel übernehmen, denn dann entstehen besagte Längen. Es reiht sich Szene an Szene, doch der entscheidende Kniff hat mir letztendlich gefehlt, was auch für den Spannungsbogen gilt. Das ist aber nicht nur inhaltlich ein Problem, aber dazu später mehr.

Die Hauptrollen werden weitestgehend von bekannten Stimmen gesprochen, da gibt es auch herzlich wenig zu meckern, wobei ich mich gewundert habe, dass man einen großartigen Könner wie Torsten Michaelis mit einigen Onelinern "abspeist", das ist einfach zu wenig und für mich klang es auch so, dass er dadurch wenig Spaß an der Rolle hatte und recht blass bleibt. Ehrlich gesagt hätte ich die Besetzungen von Tanis und Camaron getauscht, damit Michaelis so mehr Text gehabt hätte. Dann hätte Dirk Hardegen zwar zurückstecken müssen, aber ich denke mir, dass es für das Hörspiel an sich besser gewesen wäre, denn man sollte einen Torsten Michaelis nicht ins zweite oder dritte Glied rücken, wenn man schon die Möglichkeit hat, mit ihm zu arbeiten. Das soll wiederum nicht heißen, dass Dirk Hardegen einen schlechten Job gemacht, eher das Gegenteil ist der Fall, er überzeugt als Tanis, keine Frage. Ansonsten muss ich sagen, dass mich von den Hauptsprechern der Erzähler Gerald Paradies am meisten überzeugt hat, was wiederum nicht für die Hauptrollen an sich spricht. Für meinen Geschmack hätte man bei einer derartig namhaften Lizenz auch dementsprechend namhaft besetzen müssen, aber so ganz ist das nicht geglückt und man wird der ganzen Sache nicht gerecht. Mit einigen Besetzungen kann ich auch wenig anfangen, unter anderem mit Manfred Erdmann als Flint. Der Mann klingt nach allem, aber nicht nach einen Zwerg. Zwischendurch geben sich zwar einige große Namen wie Santiago Ziesmer, Thomas Danneberg, Katja Brügger, Tobias Kluckert, Frank Otto Schenk und Co. die Ehre, doch dafür gibt es im Gegenzug hier auch zahlreiche Amateure, die den Gesamteindruck mit nicht gerade guten Kurzauftritten schmälern, da hat man sich bei Holysoft nicht gerade selber einen Gefallen mit getan.

Auch in Sachen Untermalung gibt es Licht und Schatten zu vermelden. Ja, die Musik von Erdenstern ist richtig gut, aber wenn man sie permanent laufen lässt, dann erfüllt sie ihren Zweck nicht mehr. Das wäre nämlich der zweite Punkt, der die mangelnde Dramaturgie erklärt, denn wenn ununterbrochen Musik spielt, dann geht der Effekt verloren, ein gezielterer Einsatz muss her, dann könnte es wenigstens teilweise mit der Dramaturgie bergauf gehen bzw. diese überhaupt erst entstehen. Die Geräuschkulisse geht in Ordnung, da gibt es herzlich wenig zu beanstanden. Der Soundtrack liegt der Produktion übrigens als Bonus bei, eine nette Geste, auch wenn man sich an diesem bereits im Hörspiel an sich satt gehört haben dürfte.

Etwas für das Auge gibt es auch, nämlich das 64 Seiten starke Booklet, in dem einige Hintergründe zur Welt der Drachenlanze geliefert werden, wobei ich persönlich mehr Wert auf bessere Hörspiele lege, die sind mir wichtiger als üppige Booklets.

Fans der Drachenlanze könnte eine Enttäuschung bevorstehen, ich habe jedenfalls deutlich mehr erwartet. Mit dem Auftakt wird man dieser namhaften Lizenz leider nicht gerechet und man muss sich noch deutlich steigern, wenn man gegen die besseren Genrevertreter Drizzt und die Elfen bestehen möchte. Im Prinzip kann man auch zusammenfassend sagen, dass man hier einfach nur "Die letzten Helden" mit anderen Namen präsentiert und das reicht nicht aus, um das Fantasygenre in Hörspielform zu rocken.

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