Friedrich Dürrenmatt
- Die Physiker -
(Christoph Merian Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Johann Wilhelm Möbius (Hans-Christian Blech) hat eine Mission und diese führt den Wissenschaftler in eine Irrenanstalt. Er gibt vor krank zu sein, um sich dort einzuschleusen und einer angeblichen Verschwörung auf den Grund zu gehen. Die Patienten werden ihrer vermeindlichen Berufung zugeordnet, die Großindustrillien in eine Gruppe, die Politiker ebenfalls und natürlich auch die Physiker. Dort vermutet Möbius das Hauptproblem, denn die Großmächte wollen sich das gefährliche Wissen der Physiker zu Nutzen machen und er muss einschreiten. Doch dann ist da noch die Frage, ob die Insassen der Anstalt nicht vielleicht wirklich nur verrückt sind und sich nur einbilden Wissenschaftler zu sein oder sind wirklich bereits eingeschleuste Agenten der Großmächte anwesend?

- Meinung -

Kritik an der Physik, den gefährlichen Erfindungen und den Großmächten, die sich diese Werkzeuge für ihre politischen Zwecke unter den Nagel reißen wollen. Das alles in einem bedrückenden Setting mit skurrilen Figuren, einer depressiven Stimmung und einer konstanten Bedrohung im Raum. Man rechnet jeder Zeit damit, dass die ganze Sache eskaliert und wegbricht und das absolute Chaos herrscht und es zu Mord und Totschlag kommt. Friedrich Dürrenmatts Klassiker hat einfach all dies zu bieten und die fast 100 Minuten Spielzeit bieten Hochspannung pur. Ist es ein Krimi? Ist es "nur" Kritik an der Wissenschaft, die mit der Politik gemeinsame Sache macht und sich instrumentalisieren lässt, anstatt die Menschheit voranzubringen, was eigentlich ihr Anliegen sein sollte. Ein zeitloses Werk Dürrenmatts und die Inszenierung von 1963 kann sich absolut hören lassen, Hochspannung von der ersten bis zur letzten Sekunde und dazu der kritische Hintergrund, eine überzeugende und kurzweilige Angelegenheit.

Der Großteil der Sprecherinnen und Sprecher sagt mir nichts, was zum einen am Alter der Produktion liegt und zum anderen ist dies eine Schweizer Radioproduktion. Wie dem auch sei, hervorheben möchte ich im Prinzip aber auch sowieso keinen der beteiligten Sprecher, denn die machen allesamt einen erstklassigen Job und sie spielen und leben regelrecht ihre Rollen, einfach atemberaubend. Teilweise sind die Performances so energetisch und intensiv, dass sie einem schon beinahe Angst einjagt. Regisseur Alfons Hoffmann hatte seine Truppe absolut im Griff und sie zu Höchstleistungen angespornt, jede Sprecherin und jeder Sprecher findet sich bestens in der jeweiligen Rolle zurecht und da das Hörspiel auf engstem Raume über die Bühne geht, hinterlässt es durchaus den Eindruck eines Kammerspiels. Hohe Sprachkunst in einem beengenden Szenario, einfach eindrucksvoll!

Deshalb fällt die Untermalung auch sehr dezent aus, die ohnehin schon düstere und bedrückende Grundstimmung soll nicht zerrissen werden, deshalb lässt man eher hintergründig Stücke von Bach, von Beethoven und Co. laufen, die sich gekonnt ins Klangbild einfügen, ohne aufdringlich zu wirken. Dazu eine passende Geräuschkulisse, die sich ebenfalls nur auf das Nötigste beschrenkt, aber zusätzlich die ohnehin schon sehr dichte Atmosphäre noch weiter unterstützt.

Ein sehr starkes Hörspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte, das hier ist Hörspielkunst auf ganz hohem Niveau. Ein Literaturklassiker, hervorragend bearbeitet und inszeniert, sensationell gesprochen und mit einer unglaublich packenden Atmosphäre versehen. Sollte man gehört haben, eine klarere Empfehlung kann ich nicht aussprechen!

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