Theodor Fontane
- Frau Jenny Treibel -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Durch die Heirat mit einem Kolonialwarenhändler ist Jenny Treibel (Maria Körber) zur Frau Kommerzialrätin geworden und hat es geschafft. Nun ist man Teil des Berliner Großbürgertum, ihr Mann möchte sogar noch höher hinaus und in die Politik. Da kommt es den beiden keineswegs recht, dass es die mittellose Corinna Schmidt (Imogen Kogge) auf Sohn Leopold (Ulli Lothmanns) abgesehen hat. Werden die beiden heiraten oder haben die Treibels noch ein Wörtchen mitzureden?

- Meinung -

Theodor Fontanes Spiegelbild der damaligen Berliner Gesellschaft ist eine Mischung aus Humor, Zeitgeist und Feststellung. Mich hat diese Familiengeschichte rund um die Treibels und ihre Freunde, Verwandten und Geschäftspartner sehr gut unterhalten und ist obendrein noch eine absolut kurzweilige Angelegenheit. Von den 151 Minuten merkt man jedenfalls kaum etwas, wie im Flug vergeht die Zeit und ich hätte der Handlung noch viele Stunden folgen können. Das spricht nicht nur für die Handlung an sich, sondern natürlich auch für die Dramaturgie und Bearbeitung von Walter Jens, der hier ganze Arbeit geleistet hat. Das Hörspiel steht also schon mal auf einer sehr guten Basis, darauf lässt sich gekonnt aufbauen.

Die Sprecherliste liest sich nicht nur großartig, die Leistungen sind auch ein wahrer Genuss. Hörspielfans dürften hier jedenfalls absolut auf ihre Kosten kommen, denn hier mischen unglaubliche viele namhafte Sprecher mit, dieses Hörspiel kann man durchaus als wahres Stimmfest bezeichnen. Gerhard Garbers führt als Fontane ganz gekonnt durch die Handlung und in den Hauptrollen bekommen wird Maria Körber und Ulrich Matschoss zu hören, die ihre Rollen wunderbar mit Leben fühlen und sehr authentisch rüberkommen. In weiteren Rollen bekommen wir Ann Montenbruck, Gerda Gmelin, Regine Lamster, Heidi Schaffrath, Franz-Josef Steffens, Douglas Welbat (berlinert wunderbar!), Dietmar Mues, Hans Kahlert, Manfred Schermutzki und viele weitere zu hören, hier ist der NDR jedenfalls in die Vollen gegangen und hat Regisseur Hans Rosenhauer eine großartige Riege zur Verfügung gestellt. Da dürfte es wohl niemanden verwundern, dass hier ganze Arbeit geleistet wird und die gesamte Sprechertruppe in ihrer Gänze zu gefallen weiß.

Für den guten Ton ist Jürgen Lamke verantwortlich, der sein Handwerk versteht und die Hörerschaft in die Vergangenheit entführt. Das alte Berlin entsteht vor dem geistigen Auge der Hörer und man sollte nicht mal ansatzweise ein Problem damit haben, sich das Szenario vorstellen zu können und auch die Geräuschkulisse überzeugt.

Ein schönes Hörspiel, das ich ruhigen Gewissens empfehlen kann und wer wissen möchte wie es damals im Berliner Großbürgertum zuging, der ist hier an der richtigen Adresse. Treffend von Theodor Fontane erzählt und erstklassig vom NDR adaptiert und umgesetzt.

Der Link:
Der Hörverlag

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