Wolfgang Koeppen
- Der Tod in Rom -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

In Rom Anfang der 50er Jahre kommen die Familienmitglieder der Pfaffraths wieder zusammen und nicht wenige dieser Familie waren am NS-Regime beteiligt oder haben sonstwie davon profitiert, unter anderem Siegfried Pfaffraths (Sebastian Blomberg) Onkel Gottlieb Judejahn (Thomas Thieme), den die Vergangenheit nicht loslässt und die ihm letztendlich auch im Exil noch zum Verhängnis wird, denn sie holt ihn ein und macht ihm schwer zu schaffen.

- Meinung -

Im Prinzip steht Gottlieb Judejahn auch im Fokus und ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Produktion und das "große Finale" geht auch auf seine Kappe. Es muss aber direkt gesagt sein, dass dies hier der schwächste Teil der Trilogie ist, denn zum einen ist die Inszenierung mit ca. 159 Minuten viel zu lang und fällt dadurch ziemlich schleppend aus, zweitens ist die Umsetzung an sich für meinen Geschmack zu experimentell, wobei es bei einem derartigen Stoff eigentlich nichts zu experimentieren geben sollte. Genau in den Momenten, wenn es nämlich mal geradliniger zur Sache geht und die Düsternis der Geschichte einfach und brutal dargestellt wird, hat diese Produktion seine stärksten Momente, doch davon gibt es hier viel zu wenige und das Potential wird nicht bis zum Ende ausgespielt.

Das Problem liegt definitiv nicht bei den Sprecherinnen und Sprechern, denn was die unter der Regie von Leonhard Koppelmann abliefern ist schon beachtlich und ziemlich klasse. Vor allem Thomas Thieme glänzt in der Rolle des Gottlieb Judejahn und seine Gefühlsachterbahn und der Kampf mit sich selbst und seinen Visionen wird großartig dargeboten. Da gibt es rein gar nichts zu meckern und auch der Rest der Besetzungsriege ist top. Felix von Manteuffel, Nina Petri, Wolfgang Pregler, Sebastian Blomberg und viele weitere sorgen hier für ein sehr hohes Niveau.

Wie gesagt, die experimentelle Art des Hörspiels hat mich mächtig gestört und das liegt zu großen Teilen an der Musik von Hermann Kretzschmar. Da schlagen einem nicht gerade selten quietschende und plärrende Tubaklänge entgegen, die ziemlich heftig nerven. In diesem Bereich verspielt man einiges an Potential und für mich ist die Untermalung der zweite Schwachpunkt neben der überlangen Bearbeitung.

Auch wenn das Hörspiel gegen Ende hin stärker wird, so kann man nicht sagen, dass es doch noch die Kurve kriegt und letztendlich bleibt eine mehr oder weniger durchschnittliche Produktion übrig, die die Trilogie nicht erfolgreich abrunden kann. Im Prinzip hat die Trilogie immer weiter abgebaut und empfehlen kann ich sie insgesamt nur bedingt, da muss man schon ein Faible für Hörspiele haben, die die Nachkriegszeit thematisieren.

Der Link:
Der Hörverlag

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