Erlend Loe
- Ich bring mich um die Ecke -
(Lauscherlounge)

Captain Blitz urteilt:

Julie ist 18 Jahre alt und Waise, ihre Eltern und ihr Bruder kamen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Nun ist Julie alleine, aber auch schwerreich, das könnte ihre Einsamkeit etwas lindern, doch so sieht sie das nicht. Sie will sich lieber sofort um die Ecke bringen, um bei ihrer Familie sein zu können, doch ein normaler Selbstmord ist ihr viel zu gewöhnlich und außer Frage. Es muss auf ganz besondere Art und Weise ablaufen, aber wie?

- Meinung -

Der norwegische Autor Erlend Loe hat hier ein wirklich ungewöhnliches Werk abgeliefert, das sich zwar mit einem ernsten und traurigen Thema wie Selbstmord beschäftigt, das aber auf eine urkomische und schräge Art macht, die eher zum Lachen einlädt. Dafür sollte man aber schon einen Sinn für schwarzen Humor und Ironie mitbringen, denn davon wird hier eine ganze Menge geboten und zimperlich geht es absolut nicht zu. Kann man denn mit einer jungen Frau wie Julie mitfieberen, deren Ziel der Freitod ist? Schwierig zu sagen und ich denke eher, dass man die gesamten 287 Minuten über hofft, dass sie doch einen lebensbejahenderen Weg einschlägt und ob das auch passieren wird ist die Frage, aus der diese Geschichte ihre Spannung bezieht, ohne dabei aber gänzlich auf den schwarzen Humor oder die derben Sprüche zu verzichten. Die Erlebnisse Julies besitzen auch eine unglaubliche Kurzweiligkeit und man wünscht sich am Ende, dass man ihr noch weiter zuhören könnte und sie in weitere merkwürdige Situationen gerät, doch nach 4 CDs ist leider Schluss.

Anna Carlsson ist hier die Erzählerin und sie liefert eine hervorragende Darbietung ab, sie trägt ebenfalls eine sehr großen Teil dazu bei, dass diese Produktion so unterhaltsam und kurzweilig ist. Durch ihre junge Stimme kauft man ihr die Rolle der Julie umgehend ab und eigentlich gibt es auch keine andere Möglichkeit, dieses Buch musste einfach als Lesung umgesetzt werden, da Julie hier auch aus erster Hand in einer Art Tagebuchform von ihren Erlebnissen berichtet. Umso mehr macht es Sinn, dass eine Frau mit junger Stimme und viel Talent diese "Abenteuer" vorträgt und das macht Anna Carlsson sehr gekonnt. Sie geht intensiv mit dem Text mit und wenn sie Julies Flüche und Beschimpfungen von sich gibt und richtig schön abätzt, dann ist das schon alleine das Geld für dieses Hörbuch wert.

Eine reine Lesung, aber das ist kein Problem, sondern schon am sinnvollsten, denn ein Tagebuch hat keine Untermalung. Deshalb kann man wunderbar damit leben, die Gewichtung liegt auf den Ausführungen Julies und es handelt sich hier schlicht und ergreifend auch nicht um einen Actionkracher oder Gruselschocker, von daher benötigt dieses Werk auch keine Musiken oder Geräusche.

Schräg, witzig und auch ein wenig böse, das sind Julies Selbstmordversuche und Erlebnisse. Wer solche Geschichten mag, der wird Erlend Loes Werk lieben und voll auf seine Kosten kommen. Hier wird ungewöhnliche Unterhaltung von Anfang bis Ende geboten und alles andere als eine Empfehlung wäre hier schon fast strafbar!

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Lauscherlounge

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