Meister des Schreckens Nr. 7
- Die Elixiere des Teufels / Der Sandmann -
(Maritim)

Captain Blitz urteilt:

Bruder Medardus (Frank Glaubrecht), ein Kapuzinermönch, hat die Aufgabe, ein gefährliches Elixier nach Rom zu bringen. Es soll vom Teufel stammen und dieser soll Medardus persönlich auf den Fersen sein. Dies scheint wirklich so zu sein, denn es geschehen seltsame und zugleich auch unheimliche Dinge um ihn herum, er gerät in ein Spiel von Intrigen und Heucheleien und bekommt er es mit einer Person zu tun, mit der er nicht gerechnet hat...sich selbst!?

- Meinung -

E.T.A Hoffmanns Werk fällt recht düster und ziemlich anspruchsvoll aus. Stellenweise möchte man bei dieser spannenden Story meinen, dass sie von David Lynch stammen könnte. Warum nicht, Hoffman als altertümlicher Lynch, der das Spiel zwischen Traum und Realität zelebriert. Diese Thematik macht den Reiz aus und die ganze Angelegenheit fällt recht kurzweilig aus, auch wenn die Umsetzung mit einer Spielzeit von über 60 Minuten doch recht üppig ausfällt. Inhaltlich gibt es nichts zu beanstanden, eine interessante Mystery-Geschichte aus Hoffmanns Feder, sowas geht immer! Diese Version wurde gegenüber der damals veröffentlichten ein wenig gekürzt, doch nur um ca. 1-2 Minuten.

Von allen Sprechern muss man Frank Glaubrecht und Udo Schenk ohne Umschweife erwähnen, denn die beiden tragen die Produktion auf ihren Schultern. Glaubrecht irrt als ahnungs- und harmloser Medardus durch die Weltgeschichte und man entwickelt als Hörer regelrecht Mitleid mit ihm, vor allem wenn der Teufel aus dem Nichts auftaucht und dem Kapuzinermönch die Hölle heiss macht. Dafür ist Udo Schenk verantwortlich, der hier vor allem mit seinem infernalischen Gelächter dem Hörer in die Glieder fährt und das Fürchten lehrt. Gänsehaut garantiert! Neben diesen beiden Stars geben sich noch andere namhafte Profis die Studioklinke in die Hand und lassen sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Eckart Dux, Gerd Baltus, Wolfgang Bahro, Volker Brandt (als Friseur!), Christian Rode, Peter Groeger, Rolf Jülich und eine Vielzahl weiterer Profis sind am Start und geben ihr Bestes! Die ganze Sache ist technisch nicht ganz so prickelnd, da man schon hier und da einen klanglichen Unterschied zwischen den Aufnahmen aus Hamburg und Berlin hört. Darauf sollte man in Zukunft bei der Abmischung besser achten und die Produktion einheitlicher klingen lassen.

Die ausgewählten Klänge wurden ordentlich eingefügt, eine düstere Stimmung kommt auf, die für reichlich Atmosphäre und das richtige Flair sorgt. Der Hörer fühlt sich in die damalige Zeit und Gegend versetzt, was natürlich sehr gut dazu beiträgt, dass man sich die Szenen mühelos vorstellen kann. In Verbindung mit einer Vielzahl von Geräuschen und Effekten wird dieser positive Eindruck noch verstärkt. Die bearbeitete Fassung kommt etwas wuchtiger und opulenter rüber, dafür sorgen die neu eingemischten Musiken, die die das Hörspiel noch ein wenig düsterer wirken lassen.

Soweit ein wirklich gutes Hörspiel und der Hörer wird mit eingebunden, indem er sich die Handlung schon ein wenig selber zusammenreimen muss, was aber keineswegs verkehrt ist, denn die Puzzleteile werden ihm schon zur Verfügung gestellt. Dezenter Grusel, der gut inszeniert wurde, aber technisch besser hätte ausfallen dürfen. Die Neubearbeitung kann sich hören lassen und Fans von Mystery-Hörspielen dürften hier auf ihre Kosten kommen.

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Wurde Nathanaels (Udo Schenk) Vater damals tatsächlich von Coppelius (Peter Groeger) umgebracht oder redet er sich das nur ein? Nach all den Jahren will Nathanael Rache nehmen und in dem Wetterglasverkäufer Coppola vermutet er den Mörder. Liegt er damit richtig oder bildet er sich das nur ein? Seine Freunde bringen für sein Vorhaben jedenfalls nur wenig Verständnis auf. Erfreulicher ist für Nathanael, dass er scheinbar die Liebe seines Lebens gefunden hat, er verliebt sich in Olimpia (Barbara Becker). Doch auch hier schlägt das Schicksal unerbittliche zu...

- Meinung -

E.T.A. Hoffmanns Geschichte bietet mehr als nur "altdeutschen Grusel", bei dem man vermutlich Langeweile und eine harmlose Story erwartet. Dem ist nicht so, denn es geht rasant zu, ein gewisses Maß an Action wird ebenfalls geboten und darf hier keine gewöhnliche Geschichte erwarten, wie es sie schon zuhauf gibt. Der Hörer wird sich auch an die Sprache gewöhnen müssen, die die Charaktere hier vortragen, da es sich um Altdeutsch handelt und dies wird dem einen oder anderen sicherlich komisch vorkommen. Am Ende bleibt ungewöhnlicher Grusel mit einer Portion Tragik und Drama zurück und der Start in eine vielversprechende Reihe ist von dieser Seite her gelungen.

Eine tolle und passende Besetzung. Peter Groeger darf sich auch mal ordentlich daneben benehmen und überzeugt als Bösewicht Coppelius auf ganzer Linie. Ihm gegenüber steht Udo Schenk, der wieder mal eine gute Figur in einer Hauptrolle abliefert. Zwar nicht ganz so stark wie in Jekyll & Hyde, aber nah dran. Auch hier darf er wieder zeigen, wie gut er einen Wahnsinnigen spricht, auch wenn es nicht ganz so extrem wie in besagtem Eintrag der Schwarzen Serie zugeht. Es gibt nicht nur Licht, sondern auch Schatten, nämlich in Form von Barbara Becker, die irgendwie nicht so richtig in diese Riege passt, liefert sie ihren Text eher hölzern ab. Daran muss gearbeitet werden! Positiv zu erwähnen ist die Talentförderung, die bei Maritim/TonInTon stattfindet, denn mit Leo Natalis hat man einen Jungsprecher an der Hand, den man noch öfter einsetzen muss. Er bringt den jungen Nathanael sehr gut rüber, hier und da zwar noch etwas holprig, aber für sein Alter schon richtig gut. Weitere bekannte Namen, mit leider nicht so großen Auftritten sind Christian Rode und Charles Rettinghaus, die wie immer routiniert zur Sache gehen.

Es wurden erneut schöne Klänge ausgesucht, um diese Produktion passend und treffend zu untermalen. Es geht logischerweise vornehmlich düster zu, meistens klassisch, also passend zu Zeit und Thema. Über die Effekte kann man nicht anders reden, hier wurde ebenfalls ordentlich gearbeitet, viele "Kleinigkeiten" beweisen, dass man sich Mühe gegeben hat.

Als Bonus gibt es noch ein paar Outtakes, bei denen vor allem Udo Schenk zeigt, dass er ein paar "Probleme" hatte. Diese sind auf jeden Fall sehr amüsant und es ist schön, dass man sich bei Maritim mal wieder dazu entschlossen hat dieses Bonusmaterial auf eine CD zu packen, was aber auch an der Kürze des Hörspiels liegen mag. Dennoch ist sowas nicht selbstverständlich und Outtakes werden immer dankend angenommen.

Das Cover stammt wieder von Timo Wuerz, der den Großteil der Titelbilder für Maritim gestaltet und auch hier bietet er wieder grundsolide Arbeit. Es ist düster und stimmt den Hörer schon passend auf das Hörspiel ein, mehr kann man nicht erwarten.

Zwar sind es nur knapp über 50 Minuten Hörspiel, die geboten werden, doch mehr gibt es z.B. bei Europa auch nur selten und hier stimmt die Qualität. Der Start ist geglückt, E.T.A. Hoffmanns Gruselgeschichten dürften zwar nicht unbedingt den Geschmack aller Hörer treffen, da die meisten eher geradlinigeren Grusel erwarten. Hier findet man aber ein Werk vor, dass sich schon als etwas komplexer darstellt und zum Nachdenken einlädt. Nicht alltäglich, aber gut! Da kann man nur hoffen, dass weitere Folgen so schnell wie möglich folgen werden.

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