Offenbarung 23 Nr. 1
- Wer erschoss Tupac? -
(LPL Records)

Captain Blitz urteilt:

Dem Studenten Georg Brand alias T-Rex (David Nathan) wird von einem DJ (Simon Jäger) eine CD zugespielt, bei der es sich angeblich um einen deutschen Song handelt, den der legendäre Rapper Tupac eingespielt haben soll. Was hat es damit auf sich und welche Geheimnisse birgt der Song? Lebt Tupac vielleicht sogar noch und war einer grossen Sache auf der Spur, die so geheimnisvoll ist, dass man ihn sogar töten musste, um es vor der Allgemeinheit zu bewahren? T-Rex ist da in eine Sache reingestolpert, die für ihn noch sehr gefährlich werden kann...

- Meinung -

Da ist sie also nun, die erste Hörspielserie von LPL Records und angeblich das nächste grosse Ding nach Gabriel Burns und Edgar Allan Poe. Geht es in die Gruselrichtung? Nein, hier möchte man angeblich echten Verschörungen auf den Grund gehen und aufdecken, der Realitätsbezug soll für grosse Spannung sorgen. Geht der Plan auf? Auch ein klares nein, denn wer nimmt sowas ernst? Da muss man vermutlich sehr paranoid sein, um sich wegen einer zusammengesponnenen Verschwörung in die Hosen zu machen. Lässt man dieses Marketing-Tamtam, das im Vorfeld die Runde machte, aussen vor und kümmert sich um das Wesentliche, nämlich das Hörspiel und die Story, dann kommt am Ende trotzdem noch eine recht solide Handlung bei rum, die zwar keinen, wie angekündigt, vom Hocker hauen wird, doch für einen kurzen Spass reicht es sicherlich. Das Prinzip der grossen Rahmenhandlung, dass Burns und Poe momentan zu solchen Rennern macht, wird hier auch aufgegriffen, es ist nunmal die Zukunft des Hörspiels, doch hier zieht es leider nicht so ganz wie bei den beiden genannten Hörspiel-Grössen. Das kann zum einen auch am Thema liegen, wobei nicht die Verschwörungen an sich gemeint sind, sondern eher der tote Rapper, für den sich die wenigsten Fans interessieren dürften. Auch Tron, der legendäre Hacker, der unter ach so mysteriösen Umständen (seit wann ist Selbstmord mysteriös?) starb, wird ebenfalls kaum für den grossen Ansturm auf die Serie sorgen. Die richtig interessanten Aufhänger (Titanic, Krebs etc.) kommen erst noch, da könnte es erst richtig spannend werden, wenn auch weiter hergeholt, doch was bis jetzt geboten wird ist eher als mau einzustufen, die Spannung bleibt leider schlicht und ergreifend aus.

Bei den Sprechern macht die Serie definitiv Land gut, soviel steht fest. Das Motto lautet "All killer, no filler", denn hier sind nur bekannte Profis am Werk, die man aus vielen Hörspielen kennt und vor allem in der Berliner Synchronszene einen grossen Namen haben. Helmut Krauss konnte als Erzähler gewonnen werden, David Nathan als Student in der Hauptrolle, der vielleicht ein wenig zu alt wirkt, was aber Geschmackssache sein dürfte, Detlef Bierstedt als Reporter, Udo Schenk als Plattenboss und viele tolle Sprecher in den Nebenrollen wie z.B. Gerrit Schmidt-Foss, Simon Jäger, Tilo Schmitz, Jan Spitzer und andere. Torsten Michaelis und Benjamin Völz sind eher als Sprecher in Hauptrollen unterwegs, doch ihre Auftritte sind noch nicht der Rede wert, auch wenn sie Tupac und Tron die Stimmen leihen, doch das wird sich mit der Zeit noch entwickeln. Störend empfinde ich hier Friedrich Schönfelder als Stimme der Wahrheit, der hier auch eine Einleitung spricht, die arg von Gabriel Burns abgekupfert wurde. Das klingt irgendwie nach "Alte Stimme nochmal schnell buchen, bevor er...", naja, den Rest kann man sich denken. Trotzdem muss das nicht sein, das hätte man sich auch sparen können, zumal diese Ansage doch eher etwas lächerlich wirkt. Man kann aber sagen, dass die guten Sprecher einige Macken verdecken, die die Serie noch hat. Hoffentlich sind es nur Kinderkrankheiten...

Die Untermalung ist ein zweischneidiges Schwert, denn auf der einen Seite sind die Klänge passend, rapartige Beats sorgen für die richtige Atmosphäre, wenn es um Tupac geht, doch es soll doch auch spannend wirken, immerhin ist das eine Serie, die von Verschwörungen und der Hacker-Szene handelt, sollte es da nicht etwas düsterer und kühler zugehen? Dieses Ziel wird leider verfehlt, was wirklich schade ist. Andy Matern gibt sich zwar viel Mühe, leistet auch gute Arbeit, doch die richtige Stimmung wird beim Hörer nicht erzeugt, da die Spannung nicht aufkommen will.

Das Design ist gelungen, ein schönes Cover, die Aufmachung weiss zu überzeugen, lediglich das Booklet ist armselig, nur Produktionsinfos und Sprecherliste, dann eine Abbildung der aktuellen und kommenden Folgen. Wieso denn keine Hintergrundinfos zu Tron und Tupac? Da hat man was versäumt und sich darauf ausruhen, dass in den Hörspielen alles erklärt wird, sollte man auch nicht.

Die Offenbarung bleibt ganz klar aus, da hat man sich bei LPL wohl ein wenig übernommen. Vielleicht liegt es an der Unerfahrenheit LPLs was Hörspiele betrifft, doch der ganz grosse Wurf ist die erste Folge mit Sicherheit nicht, die Konkurrenz für Burns und Poe ist also nicht in Sicht. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass nach zehn Folgen Schluss sein wird, sollte man bis dahin den Hörer nicht vom Hocker gehauen haben und Spannung aufkommen lassen. Eine Aneinanderreihung von Szenen mit grossen Namen reicht halt nicht aus, um den Hörer von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln. Vielleicht wird es ja noch was mit der Reihe, doch die erste Folge weiss nicht zu überzeugen.

Der Link:
LPL Records

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