Morton Rhue
- Fame Junkies -
(Jumbo)

Captain Blitz urteilt:

Jamie Gordon hat es geschafft, sie ist die jüngste Paparazza New Yorks und sorgt für Aufruhr mit ihren Fotos von Promis. Hat sie nur Glück? Nein, sie hat ein echtes Talent für derartige Schnappschüsse und sie kommt nun groß raus. Eigentlich läuft alles nach Plan für die junge Frau, mit gerade mal 16 Jahren kriegt sie schon einen unglaublichen Auftrag, sie soll den Popstar Willow Twine eine Woche lang mit der Kamera begleiten. Doch dann macht sie Fotos von Willow, die sie auf eine harte Probe stellen und Jamie muss sich entscheiden. Karriere oder doch lieber Freundschaft und Anstand?

- Meinung -

Ein weiteres Werk aus Morton Rhues Feder, sowas wird immer gerne genommen und man kann im Prinzip sagen, dass man alles von Rhue ohne Probleme lesen oder hören kann, wenn man es ungeschönt und stellenweise derbe mag, aber vor allem auch authentisch mag. Aus dieser Authentizität geht meiner Meinung nach auch der Reiz von Rhues Geschichten hervor und dieser Faktor sorgt dafür, dass die Hörerschaft unweigerlich in den Bann gezogen und gefesselt wird. Diesmal geht es zwar nicht ganz so brutal zu, wie man es von seinen anderen Werken her kennen dürfte, jedenfalls nicht auf körperliche Art und Weise, hier wird eine andere Brutalität gezeigt, nämlich die der Medienmühle in Form von Paparazzis und wie deren Fotos ganze Karrieren und sogar Leben zerstören können. Anfangs sieht alles nach Glitzer und Glamour aus, dann aber doch eher wie die auf dem Cover dargestellte zerlaufene Schminke, der Traum zerbricht und die bereits erwähnte etwas andere Brutalität kommt zum Zuge, eine harte Landung auf dem Boden der Realität ist die Folge. Schönheitsideale, angebliche Stars und Sternchen, Berühmtheit an sich, alles bekommt sein Fett weg und wird ungeschönt präsentiert, echt Rhue halt. Die 200 Minuten Spielzeit fliegen nur so an einem vorbei und man wird ebenfalls kurzweilig auf dem Rausch, den Jamie Gordon erlebt, mitgenommen und die doch recht harte Unterhaltung weiß auf ihre eigene Art und Weise zu gefallen. Wenn man Rhue hören will, dann weiß man auch, was einen erwartet und genau das wird vom Autor auch einmal mehr abgeliefert.

Inhaltlich ist also schon mal sehr gut vorgelegt worden, doch können die Sprecherinnen und Sprecher auch nachziehen? Können sie erfreulicherweise und mir ist hier kein Ausrutscher untergekommen, die siebenköpfige Riege weiß zu überzeugen und den Stoff an sich bestens rüberzubringen. Es gibt eine Aufteilung, alle Sprecher werden bestimmten Charakteren zugeordnet, aber von einer inszenierten Lesung will ich dennoch nicht reden, dafür gibt es nämlich kaum Dialoge, die dafür gesorgt hätten, dass man hier von einer inszenierten Lesung reden könnte. Vornehmlich bewältigt jeder Sprecher ein Kapital für sich, allen voran natürlich Lisa Karrenbauer, die die Hauptrolle der Jamie Gordon spricht und das wirklich erstklassig macht. Sie hat eine frische, unverbrauchte Stimme und klingt auch jung genug, um als 16jährige durchzugehen. Bernd Stephan spricht die Presse-Artikel, er nimmt somit also durchaus die gleiche Position ein, wie er sie bei "Ghetto Kidz" inne hatte, also eine Art verbindendes Element zwischen den Kapiteln. Der namhafteste Sprecher dürfte hier ohne jede Frage Stefan Kaminski sein, der seine Sache auch ziemlich gut macht, jedenfalls soweit wie es die Rolle, die nicht sonderlich groß ausfällt, zulässt. Da hätte es durchaus noch etwas mehr sein dürfen, aber alles in allem geht sein Auftritt hier in Ordnung, was auch für Max Martens, Tim Grobe, Claudia Kühn und Niklas Heinecke gilt.

Eine reine Lesung, die aber so genug Atmosphäre vorzuweisen hat, wie es bei den Rhue-Geschichten einfach immer der Fall ist. Die Szenen kommen bestens rüber und es herrscht stets eine doch recht bedrückende Stimmung vor, dafür sorgen Handlung und Sprecher gemeinsam. Vielleicht hätte Popmusik, wie sie Willow Twine macht, das ganze Bild noch etwas mehr abgerundet, doch es geht auch so ohne Probleme.

Wer hier körperliche Gewalt ohne Ende, das harte Ghetto-Leben oder einen Amok-Thriller erwartet, der ist hier an der falschen Adresse. Wer aber wieder ein Werk von Morton Rhue erwartet, dass die ungeschönte Wahrheit zeigt, der ist hier genau richtig und man muss es einfach nochmal sagen, Rhue versteht sein Handwerk absolut und egal welches Thema er anpackt, er bringt es erschreckend authentisch rüber. Klare Empfehlung!

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