Ilse Aichinger
- Knöpfe -
(Christoph Merian Verlag)

Captain Blitz urteilt:

Viele Menschen sind arbeitslos, deshalb ist Ann (Herlinde Latzko) besonders froh darüber, dass sie Arbeit hat. Auch wenn der Job nicht gerade angenehm und anspruchsvoll ist, so will sie sich nicht darüber beschweren, dass sie Knöpfe sortieren muss. Lediglich die Umgebung macht ihr und ihren Kolleginnen Sorgen, immer wieder hören die Frauen unheimliche Geräusche und es kommt ständig vor, dass Arbeitskolleginnen plötzlich nicht mehr zur Arbeit kommen, im Gegenzug aber ein neuer Knopf im Sortiment auftaucht.

- Meinung -

Ilse Aichingers Werk habe ich als sehr interessant empfunden, auch wenn es sich nur schwer einordnen lässt, aber vielleicht macht genau das den Reiz dieses Hörspiels aus. Eine Schublade lässt sich nur sehr schwer dafür finden, ist es ein Drama, ist es ein Krimi oder vielleicht sogar ein Mysteryhörspiel? Es gibt auch mehrere Interpretationen dieser Geschichte, ich habe mich dafür entschieden, dass die Frauen bis zur Selbstaufgabe arbeiten und einfach nur froh sind, eine Anstellung zu haben. Die Stunde Spielzeit geht jedenfalls sehr flott rum, hektisch oder gehetzt wirkt es dabei nicht, man nimmt sich sogar immer wieder die Zeit, ohne aber Längen zu generieren. Es gibt zahlreiche spannende Momente und man fragt sie, wie die Geschichte ausgehen wird. Mich hat dieses Werk sehr gefesselt und ich habe die bizarren und mysteriösen Momente der Handlung absolut genossen.

Mich hat die Produktion ein wenig an die Straßenfeger der 50er und 60er erinnert, stellenweise hat man schon das Gefühl, dass hier ein Theaterstück aufgezeichnet worden ist, die ganze Sache hat auch etwas von einem Kammerspiel. Das liegt auch an den intensiven Darbietungen der Sprecherinnen und Sprecher, die einem zwar namentlich nicht unbedingt etwas sagen, aber das spielt keine Rolle, wenn die Performances stimmen, was hier absolut der Fall ist. Die tollen Leistungen tragen auch zur packenden Atmosphäre mit und gelegentlich hatte ich auch den Eindruck, dass man hier einem Film ohne Bild lauscht, wirklich klasse.

Dazu trägt natürlich auch die Untermalung entscheidend bei, die zwar nicht sonderlich opulent ausfällt, aber ich bin mir sicher, dass das auch der falsche Weg gewesen wäre. Es muss wie im Kammerspiel zugehen, minimalistisch, aber dennoch mit einer unglaublich dichten Atmosphäre versehen, besser geht es nicht.

Wie gesagt, dieses Werk lässt sich nur schwer einem Genre zuordnen, aber genau das macht den Reiz dieses Hörspiels aus, dazu bekommen wir eine sehr gut aufgelegte Sprecherriege zu hören, eine dichte Atmosphäre und düstere Stimmung wird uns spendiert, ein gelungenes Hörspiel.

Der Link:
Christoph Merian Verlag

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