Öffne die Tür
(Pandoras Play)

Captain Blitz urteilt:

Bo (Marco Göllner) zieht in eine neue Wohnung, er hat berufsbedingt den Wohnort gewechselt und ihm gefällt die Behausung bei der Besichtigung auf Anhieb, er entscheidet sich sofort dort einzuziehen. Alles schön und gut denkt er, im Job läuft es, er hat neue Bekanntschaften gemacht, doch irgendwas stimmt in dem Haus nicht, in dem er wohnt. Besonders das Treppenhaus samt einer seltsamen Tür hat es ihm angetan und Bo spürt, dass mit dieser Tür etwas nicht stimmt. Er hört Geräusche und will der Sache auf den Grund gehen, doch er kann nichts entdecken. Spielt ihm jemand einen Streich oder wird er verrückt?

- Meinung -

Heimlich, still und leise erschien plötzlich dieses Werk aus Marco Göllners Feder, ein gruseliges Einzelhörspiel. Grusel, muss das denn sein? Ja, wenn qualitativ hochwertig und anspruchsvoll ist, wie "Öffne die Tür", denn damit legt Marco Göllner einen wahren Hammer hin und inhaltlich haben wir es meiner Meinung nach hier mit einem Kandidaten auf den Titel des Hörspiels des Jahres zu tun, denn was man hier zu hören bekommt ist allererste Güteklasse. Diese Geschichte spricht vor allem Fans von düsteren Stories an, die z.B. auch David Lynchs Filme mögen oder auch einfach Geisterhäuser mögen. Nicht, dass es hier um Geister geht, aber das Setting erinnert schon an diese Art von Filme, eingeengter Spielraum, keine grossartigen Fluchtmöglichkeiten, das trägt zur beklemmenden Atmosphäre bei. Dazu kommen noch einige psychologische Elemente und die Auflösung ist schon recht überraschend und wird am Ende geschickt erläutert. Es werden immer wieder mal bruchstückhaft Hinweise fallen gelassen und der Hörer kann sich ein wenig schon selbst zusammenreimen. Durchweg spannend, packend, atmosphärisch dicht und intelligent geschrieben, Hut ab!

Auf der einen Seite hat man eigentlich die "übliche" Besetzung, die man von mehreren Hörspielen von Pandoras Play bereits kennen dürfte, was nicht bedeutet, dass es hier schlecht zugeht, im Gegenteil. Nahezu alle machen einen guten Job, lediglich die Damen klingen teilweise zu steif, hölzern und abgelesen, doch nicht so schlimm, als dass es grossartig ins Gewicht fällt. Marco Göllner liefert die gute Arbeit ab, die man vom ihm kennt, er ist nicht schlechter als so mancher Profi und das soll was heissen. Doch dann ist da ein Name, der den Hörer schon überrascht und bei Pandoras Play noch nicht zu hören war...Andreas Fröhlich! Ein grosser Name ist mit dabei und er liefert die Arbeit ab, die man von ihm erwartet, also eine absolut professionelle, einwandfreie Darbietung. Abgerundet wird die Angelegenheit von Christian Schulte als Erzähler, dessen Einsätze zwar nicht unbedingt häufig sind, aber wenn er eingesetzt wird, dann hat es Hand und Fuss.

Die Titel- bzw. Abschlussmelodie haben es mir angetan, das Stück hätte man ruhig in voller Länge auf die CD packen oder zu einem richtigen Song ausbauen sollen, sehr stimmungsvoll. Im Hörspiel an sich gibt es eher düstere Klänge zu hören, die viel zur düsteren Atmosphäre beitragen und das richtige Flair in die Produktion bringen. Bei den Geräuschen hapert es ein wenig, vor allem Türen gehen mir regelrecht auf den Keks, immer und immer wieder das selbe Geräusch einer quietschenden Tür, was ist da los? Leute, das könnt ihr deutlich besser, also bitte mehr Mühe geben. Die restlichen Effekte gehen in Ordnung, trotzdem wird hier nicht sorgfältig genug gearbeitet, da ist mehr drin.

Ein richtiger Knaller zum Jahresabschluss, als wolle Marco Göllner noch schnell alle Preise für das beste Hörspiel 2005 einheimsen. Zugegeben, es war ein maues Jahr und seine Chancen sind verdammt gross, zu gönnen wäre es ihm auch, denn er hätte es den alteingesessenen Labels kräftig gezeigt. Ein nahezu perfektes Hörspiel, dass man jedem Fan von gruseligen, düsteren Stories nur empfehlen kann!

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