Karl May
- Der Orientzyklus -
(Der Hörverlag)

Captain Blitz urteilt:

Kara Ben Nemsi und sein treuer Freund Hadschi Halef Omar (Sylvester Groth und Matthias Koeberlin) ziehen durch den Orient und geraten von einem Abenteuer in das nächste, an Pause ist da kaum zu denken. Sie machen sich Feinde, aber auch neue Freunde, unter ihnen Sir David Lindsay (Rufus Beck), der auf der Suche nach Kostbarkeiten ist. Diese illustre Truppe mischt den Orient auf und man will dem Schut das Handwerk legen. Ob es ihnen gelingen wird?

- Meinung -

Das klingt natürlich alles nur nach der x-ten Vertonung der Werke Karl Mays, doch wirklich gewöhnlich läuft das nicht ab, denn zum einen wird der Orientzyklus in all seiner epischen Breite präsentiert, zum anderen gibt es auch noch einen Einblick in das Leben Karl Mays und der Hörer erfährt, was für ein Hochstapler er war. Das ändert nichts daran, dass der Orientzyklus von Anfang bis Ende eine spannende und unterhaltsame Angelegenheit ist und sicherlich auch nichts für den kleinen Hörhunger. Das hier ist ein Werk für die Ewigkeit, das Walter Adler hier ins Leben gerufen hat und für sich einen eigenen Platz in der Hörspielwelt einfordern wird und das absolut zurecht. Auch wenn es hier und da mal ein paar Längen gibt, was bei einer derartig üppigen Produktion einfach nicht ausbleibt, so ist dieses Mammutwerk eine feine Sache. Inhaltlich wird man sich auf die für Karl May typischen Selbstbeweihräucherungen einstellen müssen, aber Fans seiner Bücher kennen das sicherlich schon, das muss man wohl augenzwinkernd akzeptieren. Der abenteuertechnische Aspekt ist also schon mal eine fein inszenierte Angelegenheit, die man so durchwinken kann, große Kritik gibt es daran nicht zu äußern. Am zweiten Handlungsstrang eigentlich auch nicht, es lässt sich aber sehr wohl über Sinn und Unsinn der Beleuchtung von Karl Mays Eskapaden diskutieren. Er war kein Mann mit einer weißen Weste, das ist bekannt, aber warum man das unbedingt inszenieren muss, ist mir ein Rätsel. Schlecht gemacht ist es nicht, aber auch relativ uninteressant, denn wenn man mehr über May wissen will, dann besorgt man sich eine Biografie.

Beinahe 140 Mitglieder der Sprecherzunft tummeln sich hier, muss man da noch mehr sagen? Namen gefällig? Rufus Beck, Sylvester Groth, Matthias Koeberlin, Udo Schenk, Reiner Schöne, Michael Habeck, Felix und Florian von Manteuffel, Ingrid Andree, Horst Sachtleben, Dietmar Mues, Gustav Peter Wöhler und viele, viele andere. Das ist schon der reine Wahnsinn, was hier an Topsprechern und -sprecherinnen aufgefahren wird, es ist eine wahre Wonne diesen Könnern unter der Regie von Wolfgang Adler zu lauschen. Das Lob dürfen aber Sylvester Groth, Matthias Koeberlin und Rufus Beck ein, die wirklich auf voller Linie überzeugen können und sich so unglaublich ins Zeug legen, es macht sehr viel Spass diesen Männern bei der Arbeit zuzuhören. Gerade Groth geht in die Vollen und ich kann jedem Hörer nur empfehlen mal genauer hinzuhören, wie er die beiden Rollen spricht, nämlich zum einen Karl May und zum anderen Kara Ben Nemsi. Das ist schlichtweg beeindruckend und ein Paradebeispiel allerfeinster Sprachkunst!

Die Untermalung ist nicht minder beeindruckend. Opulent geht es zu, die epische Breite der Produktion wird so gekonnt bestätigt und die Kulisse kann hervorragend vermittelt werden. Filmreif Orchesterklänge, die richtigen Effekte und Geräusche, es sollte dem Hörer nicht sonderlich schwerfallen, sich die Handlungen und Szenen vorstellen zu können. Da wurde also auch ganze Arbeit geleistet, wie in allen Teilen der Produktion.

Von den Sprechern und der technischen Seite her kann man diesem Gigant-Hörspiel absolut keine Vorwürfe machen, in der Hinsicht lässt es gewaltig die Muskeln spielen, da gibt es kaum vergleichbare Werke, die auch nur entfernt mithalten können. Der Ansatz wird aber nicht für jeden Hörer etwas sein, das ist schon relativ "special", denn Karl Mays Leben dürfte nicht viele Hörer hinter dem Ofen hervorlocken und die Produktion an sich fällt doch um ein paar Minuten zu lang aus. Unterm Strich ist dieses Hörspiel aber schon eine Macht und wer es episch, abenteuerlich und pompös mag, der sollte mal reinhören!

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Der Hörverlag

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